Ausbreitungsmodi im Amateurfunk
Die Ausbreitung von Funkwellen kann auf verschiedene Arten erfolgen. Jeder Modus hat seine eigenen Charakteristiken und Einsatzbereiche.
1. Bodenwelle
Die Bodenwelle breitet sich entlang der Erdoberfläche aus.
- Typisch für niedrige Frequenzen (LW, MW)
- Reichweite abhängig von Sendeleistung und Bodenleitfähigkeit
- Wichtig für lokale Kommunikation auf Kurzwelle
2. Raumwelle
Die Raumwelle wird von der Ionosphäre reflektiert und ermöglicht weltweite Kommunikation.
- Hauptmodus für Kurzwellen-DX
- Stark abhängig von Tageszeit, Jahreszeit und Sonnenaktivität
- Kann mehrfach zwischen Ionosphäre und Erde reflektiert werden (Multi-Hop)
2.1 NVIS (Near Vertical Incidence Skywave)
Eine spezielle Form der Raumwelle, bei der Signale fast senkrecht nach oben gesendet werden.
- Ermöglicht Kommunikation in der "toten Zone" zwischen Boden- und Raumwelle
- Typisch für Frequenzen zwischen 3-10 MHz
- Nützlich für regionale Kommunikation bis ca. 500 km
3. Troposphärische Streuung
Signale werden in der Troposphäre gestreut und ermöglichen Kommunikation über den Horizont hinaus.
- Relevant für VHF und UHF Bänder
- Reichweiten bis zu 800 km möglich
- Stark wetterabhängig (Inversionen, Luftfeuchtigkeit)
4. Meteorscatter
Reflexion von Signalen an ionisierten Meteoritenschweifspuren.
- Kurzzeitige Verbindungen auf VHF und UHF möglich
- Erfordert spezielle Betriebstechniken (High-Speed CW, digitale Modes)
- Besonders aktiv während Meteorschauern
5. Sporadische E-Schicht
Reflexion an kurzzeitig auftretenden ionisierten Wolken in der E-Schicht der Ionosphäre.
- Ermöglicht weite Verbindungen auf VHF, besonders 6m und 2m
- Häufiger im Sommer, kann aber ganzjährig auftreten
- Unvorhersehbar, aber sehr effektiv für DX auf höheren Frequenzen
Einfluss auf verschiedene Frequenzbänder
Die Wahl des Bandes beeinflusst stark, welche Ausbreitungsmodi genutzt werden können:
- LW/MW: Hauptsächlich Bodenwelle
- KW (3-30 MHz): Primär Raumwelle, NVIS
- VHF/UHF (30 MHz+): Direkte Sicht, troposphärische Streuung, Sporadische E, Meteorscatter
Auswirkungen auf DX-Verbindungen
Für erfolgreiche DX-Verbindungen ist das Verständnis der Ausbreitungsmodi entscheidend:
- Wahl des richtigen Bandes und der optimalen Zeit basierend auf erwarteten Ausbreitungsbedingungen
- Anpassung der Antennenausrichtung (z.B. niedrige Winkel für DX auf Kurzwelle)
- Nutzung von Vorhersagetools wie VOACAP für Raumwellenausbreitung
- Beobachtung von Indikatoren für spezielle Modi (z.B. Meteorschauer, Es-Öffnungen)
Hinweis: Die tatsächlichen Ausbreitungsbedingungen können stark variieren. Experimentieren und kontinuierliches Lernen sind Schlüssel zum Erfolg im Amateurfunk!